China - Der grosse Sprung vom Rei$$brett zur Weltmacht

Während die meisten Menschen noch immer der irrigen Vorstellung anheimfallen, der Kommunismus sei 1991 mit der Sowjetunion untergegangen, erleben wir heute das genaue Gegenteil: China ist gerade dabei, die Rolle der USA als dominierende Weltmacht zu übernehmen. Entgegen der von Medien und Experten während Jahrzehnten mantramässig wiederholten Behauptungen, China habe sich unter Deng Xiaoping im Zuge von «Wandel durch Handel» vom Kommunismus losgesagt und in pragmatischer Weise der freien Markwirtschaft geöffnet, sehen wir uns heute einer bedrohlichen Macht gegenüber, die massgeblich unsere Zukunft beeinflussen, wenn nicht gar bestimmen wird. Dass China und die alles bestimmende Kommunistische Partei nicht voneinander zu trennen sind, hat Präsident Xi Jinping auf dem Parteitag im Oktober 2017 deutlich gemacht, auf dem er Staatsgründer und Massenmörder Mao Tse-tung wie folgt zitierte: «Regierung, Militär, Gesellschaft und Schulen, Norden, Süden, Osten und Westen - die Partei herrscht über alles.» In deren Satzung steht im Übrigen «Das höchste Ideal und das endgültige Ziel der Partei ist die Verwirklichung des Kommunismus», was durchaus auf globaler Ebene (Weltkommunismus) verstanden werden sollte. Sagte doch kein Geringerer als Friedrich Engels, geistiger Urvater des Kommunismus und Weggefährte Marx': «Die kommunistische Revolution [...] ist eine universelle Revolution und wird daher auch ein universelles Terrain haben.» In diesem Sinne rief Xi Jinping auf demselben Parteitag eine «neue Ära» aus und versprach, dass China nun «ins Zentrum der Weltbühne» treten würde. 

 Das Reich der Mitte möchte nicht nur den eigenen Staat, sondern endlich auch die Globalisierung im eigenen Sinne formen. Einen Vorgeschmack auf die Globalisierung in chinesischem Sinne erhielten wir mit den «Corona»-Massnahmen, deren Ursprünge allesamt in China zu finden sind. Wie die KPCh zu unseren westlichen Werten steht, hat sie im April 2013 in einem Kommuniqué verlautbart, bekannt als «Dokument Nr. 9», in welchem sie ihre Kader u.a. anwies, «falsche ideologische Tendenzen» wie westliche konstitutionelle Demokratie, «universelle Werte», Zivilgesellschaft oder westliche Grundsätze des Journalismus nicht länger zu unterstützen. 

 Man könnte noch viele weitere Beispiele nennen, doch dürften schon die genannten kaum Zweifel daran lassen, dass in einer Welt unter chinesischem Einfluss hart erkämpfte Errungenschaften wie die universellen Menschenrechte, freie Meinungsäusserung oder Rechtsstaatlichkeit der Vergangenheit angehören werden - wie das teils jetzt schon der Fall ist. 

Doch wie konnte es so weit kommen? Wie ist es möglich, dass ein rückständiger Bauernstaat, dessen kommunistische Führung noch vor wenigen Jahrzehnten Abermillionen seiner Bürger verhungern oder sonst wie gezielt vernichten liess, heute zu den technologisch modernsten und politisch einflussreichsten Nationen der Welt gehört? Und dies wohlgemerkt ohne zu erwartende politische Reformen und basierend auf derselben menschenverachtenden Ideologie wie zu Zeiten der Gründung 1949. Sie werden es erahnen: Dieselben verborgenen Hintergrundkräfte, ohne deren Wirken, Leiten und Lenken es weder eine Sowjetunion noch andere machtvolle Reiche der jüngeren und älteren Geschichte gegeben hätte, verantworten auch «das soziale Experiment in China unter der Führung des Vorsitzenden Mao», welches 1973 laut David Rockefeller «eines der wichtigsten und erfolgreichsten Experimente der Menschheitsgeschichte» darstellt. Ein «Experiment» übrigens, welches bis zu diesem Zeitpunkt bereits Dutzende Millionen von Menschenleben gefordert hatte. Laut der ältesten Studentenzeitung der USA, Yale Daily News, sei zudem Mao Tse-tung, unter dessen Führung dieses «Experiment» vollzogen wurde, ohne «Yales Unterstützung [gemeint ist die Yale-Universität] [...] nie von der Unbekanntheit zur Macht aufgestiegen». Mehr dazu erfahren Sie in dieser Ausgabe. 

Bevor man nun in reflexartiges Täter-Opfer-Denken auf Nationenebene verfällt, möchte ich an dieser Stelle einmal mehr anfügen: Obschon die Urheber der meisten weltpolitischen Erschütterungen und Entwicklungen des letzten Jahrhunderts vordergründig in den USA zu verorten sind, wäre es bei weitem zu kurz gegriffen, die USA als selbstbestimmte Entität dafür zu verantworten. Genauso wie Deutschland und (spätestens seit «Corona» für alle offenkundig) alle anderen Länder dieser Welt werden auch die USA von Kräften gelenkt, die einer übergeordneten Agenda folgen. Und genauso wie in Deutschland spielt es auch in den USA und allen übrigen Ländern dieser Welt keine Rolle, ob die linken Sozis/Demokraten oder die (schein-)rechten Konservativen/Republikaner an der Macht sind. Dies dient nur der dialektischen Ablenkung, während der Zug beständig in dieselbe Richtung fährt. Wir alle wissen um das Teile-und-Herrsche-Prinzip, doch wer ist es eigentlich, der teilt und herrscht? 

- Herausgeber André Barmettler im Editorial zur Ausgabe 50: China - Der grosse Sprung vom Rei$$brett zur Weltmacht