Israel - Freund und Alliierter?

Ist Israel wirklich ein Freund und Alliierter? Mit dieser Frage beschäftigt sich die neue Doppelausgabe. Lesen Sie nachfolgend das Editorial von André Barmettler.

Während man die bisherigen Ausgaben unserer Themenzeitung jeweils als «Mosaikstein hin zum grossen Bild» betrachten konnte, wäre ein «Missing Link»-Prädikat für die vorliegende wohl passender. Entgegen seinem tatsächlichen Wirken auf das aktuelle wie auch neugeschichtliche Weltgeschehen, führt Israel respektive die dem Staat zu Grunde liegende, weltweit agierende und äusserst machtvolle nationalistische Ideologie des Zionismus in unserem weltpolitischen Bewusstsein ein Schattendasein, während die Aufmerksamkeit bislang auf die grossen Player, allen voran die USA, gerichtet war. Doch spätestens seit Beginn des von Israel geführten Feldzugs mit genozidalen Tendenzen gegen die im Gazastreifen lebenden Menschen und der damit verbundenen Eskalation in Nahost nimmt die Welt wieder vermehrt Notiz vom ungebremsten Gebaren dieser noch jungen, doch expansiven Nation und spaltet sich in die zwei Lager von Unterstützern und Kritikern. Letztere könnten bald als Antisemiten stigmatisiert werden, denn laut einer soeben verabschiedeten Resolution des US-Repräsentantenhauses sind Antizionisten mit Antisemiten gleichzusetzen. 

Dass die unklaren Trennlinien zwischen Israelkritik und Antizionismus (und damit laut Resolution Antisemitismus) bald als Einfallstor für umfassende Zensur genutzt werden dürften, darauf lässt ein kürzlich abgegebenes Pressestatement des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu schliessen: «Wenn der Internationale Strafgerichtshof gegen Israel wegen angeblicher [Originalwortlaut: «fake»] Kriegsverbrechen ermittelt, ist das reiner Antisemitismus!» Und so überrascht es nicht, wenn ausgerechnet die USA mit ihrem Veto eine Resolution des UNO-Sicherheitsrats verhindern, die aufgrund der dramatischen humanitären Situation in Gaza einen dringend notwendigen Waffenstillstand fordert. Besonders diese bedingungslose Solidarität der USA und des Westens unisono mit der «einzigen Demokratie im Nahen Osten» ist bemerkenswert, insbesondere wenn diese als angeblicher Teil der westlichen Wertegemeinschaft nicht nur unsere Werte mit Füssen tritt, sondern auch biblische Vorgaben über diejenigen eines demokratischen Gemeinwesens stellt. 
Bevor nun Kritik an Israel bei uns mit Antisemitismus gleichgesetzt wird und damit ein gesetzliches Verbot als logische Konsequenz zu erwarten wäre, beleuchten wir diesen Elefanten im Raum der neueren Weltgeschichte in den beiden folgenden Ausgaben etwas näher. 

Herausgeber André Barmettler im Editorial zur Ausgabe 58: Israel - Freund und Alliierter?

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